10 Dienstjahre – 10 Fragen an Volkmar Lehner.
Am 1. März ist es genau zehn Jahre her, dass Volkmar Lehner seine Arbeit als Sakristan und Hauswart der Pfarrei St. Antonius angetreten hat. Lesen Sie, wie sich seine Aufgaben im vergangenen Jahrzehnt gewandelt haben, was der älteste und dienstälteste Mitarbeitende stets im Hosensack mit sich trägt und welcher sein Lieblingsort in der Pfarrei ist.

Volkmar Lehner, kannst Du Dich noch an Deinen
ersten Arbeitstag vor zehn Jahren in St. Antonius erinnern?
Ja, sehr gut. Am selben Tag hatte auch Lucia Reinecke ihren ersten Arbeitstag als Sozialdiakonin in der Pfarrei. Wir wurden in der Dienstagsmesse begrüsst und willkommen geheissen. Anschliessend lernten wir bei einem gemeinsamen Kaffee im Pfarreisaal einige unserer Kolleginnen und Kollegen sowie Pfarreiangehörige kennen. Ich merkte dann bald, dass die Teilnehmenden am Dienstagsgottesdienst so etwas wie die «Stammkundschaft» der Pfarrei sind und ich lernte sie über die Jahre besser kennen und schätzen.
Hattest Du vor Deinem Stellenantritt in Wallisellen bereits Erfahrung als Sakristan oder Hauswart?
Beides. Zuvor war ich fünf Jahre lang in meiner Heimatpfarrei Heerbrugg im Rheintal als Sakristan und Hauswart tätig. Das ist eine kleinere Pfarrei, deshalb betreute ich damals auch noch den Friedhof. Anschliessend wechselte ich zur Politischen Gemeinde Widnau, wo ich als Hauswart für das Gemeindehaus zuständig war und grosse Veranstaltungen mitorganisierte. Ursprünglich habe ich eine Schreinerlehre absolviert, einige Jahre auf dem Bau gearbeitet und später noch eine Ausbildung zum Hochbauzeichner abgeschlossen. Sowohl meine handwerklichen als auch meine planerischen Erfahrungen kommen mir bis heute in meiner Arbeit zugute.
Wie sieht ein typischer Arbeitstag von Dir aus oder gibts den gar nicht?
Meine Arbeitstage sind sehr unterschiedlich, je nachdem, was für Gottesdienste, Anlässe oder Veranstaltungen im Terminkalender stehen. Aber sie beginnen alle gleich: Am Morgen schliesse ich als erstes Kirche und Kapelle auf und mache Ordnung bei den Kerzenständern. Anschliessend gehe ich auf einen Rundgang durch das Pfarreizentrum und die Aussenanlagen und kontrolliere, ob alles in Ordnung ist, sammle Abfall von den Wegen auf und leere bei Bedarf die Abfalleimer. Erst dann setze ich mich ins Büro, werfe einen Blick in die Agenda, beantworte Mails und erledige Administratives wie das Nachbestellen von Kerzen oder Hostien. Der grösste Teil meiner Arbeit findet jedoch draussen statt und ist teilweise auch vom Wetter abhängig. Ich bin für die Instandhaltung der Räumlichkeiten, Aussenanlagen und Grünflächen der Pfarrei verantwortlich, nehme kleine Reparaturen vor, sorge für die Funktionalität der technischen Einrichtungen und vieles mehr. Priorität haben jedoch stets die Kirchenanlässe, diese liegen mir auch besonders am Herzen. Steht ein Gottesdienst an, bestimmt dieser meinen weiteren Arbeitstag. Meine Vorbereitungen plane ich entsprechend dem Ablauf, den ich zuvor vom Seelsorger erhalte. In der Sakristei stellte ich die liturgischen Gegenstände bereit, ich überprüfe Mikrofone und Lautsprecheranlage, kümmere mich um Blumenschmuck und Dekorationen, stecke die Liedernummern an die Kirchenwand und schlage die Bücher an den richtigen Stellen auf. Am spannendsten sind für mich die Ostertage, denn dann darf ich die Kirche an jedem Tag in einem neuen Gewand präsentieren.
Hat sich Dein Beruf im vergangenen Jahrzehnt verändert?
Es sind stetig neue Aufgaben hinzugekommen – zum Beispiel das Bedienen der Lautsprecher- und Lichtanlage. Während der Gottesdienste sitze ich heute am Mischpult, setze Lichtakzente und sorge dafür, dass die Lautstärke der verschiedenen Rednerinnen und Redner optimal angepasst ist, damit alle Pfarreiangehörigen sie gut verstehen können. Zudem wird heute deutlich kurzfristiger geplant als früher, was von allen Beteiligten mehr Flexibilität erfordert.
Gibt es Aufgaben, die Dir besonders viel Spass machen – und welche würdest Du am liebsten delegieren?
An meinem Beruf gefällt mir allgemein die Vielseitigkeit – kein Arbeitstag gleicht dem anderen. Besonders Freude bereiten mir die Tätigkeiten rund um die Gottesdienste und das Dekorieren der Kirche. Wenn sich die Leute auf unserem Kirchenareal wohlfühlen, ist das für mich eine schöne Bestätigung. Beerdigungen berühren mich diesbezüglich ganz besonders, denn dort spüre ich die Dankbarkeit der Familien und Angehörigen für unsere Unterstützung ganz unmittelbar.
Ein besonderes Erlebnis war für mich auch die Mitorganisation der «Chile Chilbi» zum 100-Jahr-Jubiläum im vergangenen Juni. Die Freude der Besucherinnen und Besucher zu sehen, war ein Highlight. Delegieren würde ich manchmal ganz gerne die vielen Sitzungen, obwohl ich natürlich weiss, dass sie nötig sind, um alle Abläufe innerhalb der Pfarrei reibungslos zu koordinieren.

Welches Werkzeug oder Hilfsmittel benutzt Du bei Deiner Arbeit am häufigsten?
«Zündhölzli!» – Ich habe immer eine Schachtel davon in jeder Hosen- oder Jackentasche, sogar im «Sonntags- tschoppen», damit ich sofort reagieren kann, wenn irgendwo eine Kerze ausgeht. Auch Ersatzbatterien trage ich meistens bei mir, um auf alles vorbereitet zu sein.
Erzähle uns eine kuriose oder lustige Situation, die Du in der Pfarrei erlebt hast.
Die hat auch mit Kerzen zu tun. Diese brauchen ja ein bisschen Pflege und mein Ziel ist es, dass die Pfarreiangehörigen die Flammen immer gut sehen können. Also sorge ich für saubere Ränder, indem ich den weichen Wachs jeweils nach unten drücke. Einmal wollte ich das bei der Osterkerze tun und trug dabei nigelnagelneue Sonntagshosen. Der Rand war noch zu fest, brach ab – und der ganze flüssige Wachs floss aus dem Innern über meine neuen Hosen, das Hemd und die Schuhe. Die Hose war hin, aber zum Glück konnte ich mir an meinem nächsten freien Tag die gleiche noch einmal neu besorgen.
Gibt es eine geheime Fähigkeit oder ein Talent, das Du erst hier entdeckt oder entwickelt hast?
Mir war vorher nicht bewusst, wie sehr ich den Kontakt zu so vielen unterschiedlichen Menschen mag und schätze – zuvor in der Privatwirtschaft blieb dafür oftmals keine Zeit. Weil ich oft auf dem Areal anzutreffen bin, sprechen mich immer wieder Pfarreiangehörige an. Wann immer möglich, nehme ich mir Zeit für einen Schwatz. Je nach Anliegen vermittle ich die Leute auch an einen Seelsorger oder an die Katechetinnen weiter.
Welches ist Dein Lieblingsort in der Pfarrei St. Antonius?
Die Kapelle. Sie ist für mich ein Kraftort, ein wunderschöner Raum, in dem ich mich sehr gerne aufhalte.
Was wünschst Du Dir zum Dienstjubiläum und für Deine Zukunft in der Pfarrei?
Ich hoffe, dass Narcisse Elenga, unser neuer Pfarrer, bald gesund wird und nach der langen, oftmals turbulenten Phase ohne Gemeindeleiter wieder mehr Ruhe und Stabilität in die Pfarrei einkehrt. Im Juni 2026 werde ich pensioniert und ich freue mich darauf, mehr Zeit mit meiner Familie, vor allem meinen Enkeln, zu verbringen. Doch erstmal bin ich motiviert, in den verbleibenden eineinhalb Jahren meines Arbeitslebens meine Aufgaben in der Pfarrei weiterhin mit Engagement und Freude zu erfüllen.