1. Startseite
  2. |
  3. Nahrung für Seele und...

Nahrung für Seele und Geist: Inspirierende Anlässe während der Fastenzeit

«Am Hungertuch nagen» – diese Redewendung hat jeder von uns schon einmal gehört. Doch woher stammt er und was ist überhaupt ein Hungertuch? Und weshalb steht das farbintensive Hungertuch eines afrikanischen Künstlers im Mittelpunkt der diesjährigen Fastenzeit der reformierten Kirche und der Pfarrei St. Antonius, die durch zahlreiche Anlässe bereichert wird?

Die Geschichte der Hungertücher lässt sich bis ins Jahr 1000 n. Chr. zurückverfolgen. Sie haben ihren Ursprung im jüdischen Tempelvorhang, der im Neuen Testament im Zusammenhang mit dem Kreuztod von Jesus mehrfach erwähnt wird. Da ein Verhüllen eine Aufwertung darstellt – wie beim Geschenkpäckli – gehörte die Altarverhüllung durch ein «velum templi», eben diesen Tempelvorhang, schon im Mittelalter zum Brauchtum. Heute verhüllt das Tuch während der Fastenzeit in katholischen und evangelischen Kirchengebäuden die bildliche Darstellung von Jesus, also in der Regel das Kreuz. Je nach Region im deutschsprachigen Raum trägt es die Bezeichnung Fastentuch, Palmtuch, Passionstuch, Schmachtlappen oder eben Hungertuch. Weil die Fastenzeit früher für viele Menschen echtes Hungern bedeutete, auch weil im späten Winter langsam die Vorräte zur Neige gingen, entstand die Redewendung «am Hungertuch nagen».        

Wiederbelebte Tradition

Der mittelalterliche Brauch wurde 1976 von den beiden Hilfsorganisationen, Fastenaktion und HEKS, neu belebt: manchmal farbig, manchmal fremd, aber immer auffallend werden Fastentücher seit 40 Jahren wieder in Kirchenräumen aufgehängt. So auch in Wallisellen. Dort haben die zuständigen Mitarbeiterinnen der katholischen und der reformierten gemeinsam beschlossen, dass beeindruckende Hungertuch des nigerianisch-deutschen Künstlers Emeka Udemba in den Mittelpunkt der diesjährigen Fastenzeit zu stellen. Diese vierzigtägige Vorbereitungszeit auf Ostern beginnt am Aschermittwoch am 14. Februar und endet am 29. März, dem Gründonnerstag oder Hohen Donnerstag mit einer Passionsandacht in der reformierten Kirche und einem Familiengottesdienst in der katholischen Kirche.

In dieser Zeit hängt je ein Hungertuch in den Chorräumen und bringt Farbe, aber vielleicht auch Irritation in die beiden Kirchen. Das farbenstarke Bild ist eine Collage aus ausgerissenen Zeitungsschnipseln. Vor einem Hintergrund in warmem, energetischem Rot zeigt es den türkis-blau funkelnden Erdball. Vier Hände halten die brüchige Erdkugel, die ihnen fast zu entgleiten droht – eine wahrhaft zerrissene Welt. Das Hungertuch erzählt von der Schönheit des blauen Planeten, aber auch von seiner Zerstörung: Klima, Kriege, Pandemien – die grossen Krisen unserer Tage verstärken und überlagern sich gegenseitig, was uns alle vor grosse Herausforderungen stellt. «Gott schuf diese Welt und gab sie uns, damit wir uns darum kümmern. Wir haben das Recht, das zu nehmen, was wir zum Überleben benötigen. Heute sehen wir das Gegenteil: Wir gebrauchen viel zu viel. Wir haben nur diese Welt, und wenn wir sie nicht richtig behandeln, wird sie uns ins Gesicht springen», erklärt Emeka Udemba die Inspiration für sein Werk.

Nachdenken über wichtige Fragen

 «Das Hungertuch bietet vielfältige Möglichkeiten zum Einbezug in verschiedene Gottesdienste, in ökumenische Feiern und zum persönlichen Meditieren», sagt Lucia Reinecke, Sozialdiakonin der katholischen Kirche. Und Ulrike von Allmen von der reformierten Kirche ergänzt: «Mithilfe des Hungertuchs möchten wir zum Nachdenken über folgende Fragen anregen: Wie gehen wir mit unserer Erde, mit unseren Ressourcen um?”, “Was ist uns wichtig?” und letztendlich auch: “Was ist uns heilig?”».

Das Hungertuch soll aber nicht nur zum Nachdenken anregen, sondern es ist auch eine Aufforderung: Zum Diskutieren, gemeinsamen Beten und Hoffen, zum entschlossenen Handeln und Ideen entwickeln, zum Staunen und Dankbar-Sein.

Dafür finden während der Fastenzeit zahlreiche Veranstaltungen statt. Sie bieten Nahrung für Seele und Geist in einer Zeit, in der viele Menschen freiwillig Verzicht üben, sei es in dem sie für eine Weile weniger Essen, auf Fleisch, Süsses oder Alkohol verzichten, den TV-Konsum oder übermässigen Handy-Gebrauch einschränken.  

Der Künstler kommt nach Wallisellen
Nach den Gottesdiensten zum Beginn der Fastenzeit am 14. Februar in der katholischen Kirche und am 18. Februar in der reformierten Kirche, findet am 20. Februar, um 18 Uhr, in der katholischen Kapelle das Beten für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung statt. Am 1. März ist Weltgebetstag, der in diesem Jahr in einer besonderen Form gefeiert wird. Der BiGTisch, das gemeinsame Mittagessen mit allen Generationen am Mittwoch, 6. März, steht unter dem Motto «Klimaschutz geht auch durch den Magen». Ein Höhepunkt der Fastenzeit ist der ökumenische Gottesdienst zum Aktionstag am Sonntag, 17. März, zu dem der Künstler Emeka Udemba aus dem deutschen Freiburg anreist und über die Entstehung und Bedeutung des diesjährigen Hungertuches erzählen wird.   

Wer mithilfe des Hungertuches meditieren möchte, kann das nicht nur während den Gottesdiensten, sondern auch für sich während der Öffnungszeiten der beiden Kirchen.

Wir laden Sie zu folgenden Veranstaltungen herzlich ein. 

14. Februar   19.30 Gottesdienst zum Aschermittwoch, kath. Kirche
mit Hungertuch in der Kirche 

18. Februar   10.00 Uhr Gottesdienst zum Beginn der Fastenzeit, ref. Kirche
In diesem Jahr beginnt die Fastenzeit sehr früh. Nach Aschermittwoch wird dies der erste Sonntag der Passionszeit sein

20. Februar   18.00 Uhr Beten für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung, katholische Kapelle
Eines der zentralen Anliegen, das viele Menschen verbindet, ist der Wunsch nach Frieden und die verantwortungsbewusste Bewahrung unserer Schöpfung

22. Februar   19.00 Uhr Das Buch … gelesen und diskutiert, ref. Kirchgemeindehaus
Aus und mit der Schöpfung leben
«Gott legte einen Garten an … dann nahm Gott, der HERR, den Menschen und brachte ihn in den Garten. Er soll ihn bearbeiten und bewahren.»  In dem Buch setzen sich Anselm Grün und Alois Seuferling mit einer zukunftsfähigen Schöpfungsspiritualität auseinander.

 «Das BUCH … gelesen und diskutiert» ist eine Veranstaltungsreihe, sie findet an folgenden Tagen jeweils um 19.30 Uhr im ref. Kirchgemeindehaus statt: 18. Januar, 30. Januar, 22. Februar, 21. März   

01. März Weltgebetstag
                        15.30 Uhr Alterszentrum Wägelwiesen
                        18.45 Uhr Apéro vor dem Vortrag kath. Pfarreizentrum
                        19.30 Uhr Vortrag mit Thomas Schaffner zum Thema: „Versöhnung im Nahen Osten–ein Ding der Unmöglichkeit?“

3. März          17.00 Uhr SpagheTi-Andacht, ref. Kirche
«Wieviel Erde braucht der Mensch? Manchmal ist weniger mehr» … «Können wir auch glücklich sein, wenn wir nicht alles haben?» Dieses Angebot richtet sich v.a. an Jugendliche der 5. bis 7. Klasse.   Es ist keine Anmeldung nötig. 

6. März  12.15 Uhr BiG TiSCH (mit Anmeldung), kath. Pfarreizentrum
«Klimaschutz geht durch den Magen»    Gemeinsames Mittagessen mit allen Generationen

17.März         10.30 Uhr Ökumenischer Gottesdienst zum Aktionstag, ref. Kirche
Mit dem Künstler Emeka Udemba, Pfarrerin Anna Seres und Konfir- mand:innen sowie der Sozialdiakonischen Mitarbeiterin Lucia Reinecke. Im Rahmen des ökumenischen Gottesdienstes werden wir den Schöpfer und Künstler des Hungertuchs, Emeka Udema, zu Gast haben.

24. März 10.30 Uhr Familiengottesdienst am Palmsonntag, kath. Kirche
mit Segnung der Palmsträusschen

25. März        18.00 Uhr Passionsandacht, ref. Kirche
Beginn der Passionsandachten mit Pfarrerin Annamaria Seres und Konfirmand:innen. Was denken die Jugendlichen über das Thema der Passion? Ist die Passion für sie ein Tabu?

26./27./28. März 18.00 Uhr Passionsandachten, ref. Kirche
Mit Ruth Minder und Liz Ittensohn. Lieder, Texte und Gebete: «Gott ist Liebe», «Mache dich auf» und «Bleibet hier» 

28. März        19.00 Uhr Familiengottesdienst zum Hohen Donnerstag, kath. Kirche
Mit Katechetinnen und Erstkommunionkindern 

29. März        10.00 Uhr Gottesdienst am Karfreitag mit Abendmahl, ref. Kirche
Mit Pfarrerin Hajnalka

29. März        11.00 Uhr Karfreitag Familien-Kreuzweg, kath. Kirche
15.00 Karfreitagsliturgie mit dem Cäcilienchor, kath. Kirche