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Wort+Stille im Monat April 2024

Gerechtigkeit

Ein philosophischer Grundsatz aus der Antike wurde von den Nationalsozialisten
pervertiert und an der Innenseite des Tors des KZ Buchenwald als Inschrift
angebracht, um den Häftlingen ständig vor Augen zu halten: Ihr habt es verdient,
hier zu sein.

«Jedem das Seine» wurde aber ursprünglich von Platon, Aristoteles und später
Cicero (bekannte lateinische Kurzformel: suum cuique) verstanden als Ausdruck
von Gerechtigkeit, genauer Verteilungsgerechtigkeit: nicht einfach jedem das
Gleiche, sondern jedem nach seinen Fähigkeiten und nach seinem Bedürfnissen.
Es sollen bei der Zuteilung von Gütern, Rechten und Pflichten die Lebensumstände
eine Rolle spielen. Ungleiche Startbedingungen, Chancen, Stärken und Schwächen
werden berücksichtigt. Damit verwandt ist die biblische Vorstellung, dass Gott
sowohl gerecht als auch barmherzig ist. Das setzt einem starren Gerechtigkeitsprinzip
die Gnade entgegen.

Es ist traurig, dass nun ein Leitsatz, der einmal zu wertvollen Überlegungen zum
Thema Gerechtigkeit anregte, geschichtlich belastet ist.

Eine gute Zeit zwischen Ostern und Pfingsten wünscht Ihnen Pfrn. Christine Forster, reformierte Seelsorgerin, sowie
das gesamte Team von Raum+Stille Glatt, Wallisellen ZH, www.raumundstille.ch